Chefnotiz am Freitag 10.03.2017

40 Strompreiszonen in Deutschland? Die Denkfehler der Denkfabrik „Agora Energiewende“

Die Denkfabrik „Agora Energiewende“ aus Berlin hat mal wieder eine Idee. Strom soll dort verbraucht werden, wo er erzeugt wird. Dazu will Agora den deutschen Raum in 20-40 Stromregionen unterteilen. In denen gölten jeweils eigene Preise. Zwar will man den bisher deutschlandweit einheitlichen Börsenpreis nicht abschaffen, grundsätzlich aber weg davon.

Die Hoffnung: So entstünden Investitionsanreize an den richtigen Stellen. Neue Erzeugungsanlagen würden da erbaut, wo sie gebraucht werden. Vor allen Dingen aber ließe sich der teure Netzausbau eindämmen.

Leider dient der Plan von Agora nicht der Neuordnung, sondern der Verschleierung und Verschiebung der wahren Kosten der Energiewende. Und zwar auf eine Weise, bei der niemand gedient ist. Beispiel Norddeutschland: Hier wäre nicht mehr der Börsenpreis von aktuell 30-35 Euro zu zahlen, sondern der lokale von circa 95 Euro (Windkraft, onshore). Darüber dürfte sich niemand freuen. Zumal in dieser Gegend gar nicht so viel Strom gebraucht wie produziert wird.

Wirklich große Mengen werden eher im Süden und Westen Deutschlands benötigt. Dort würde man zwar deutlich weniger zahlen – der Preis läge entsprechend der Erzeugungsstruktur bei circa 35 Euro – dafür gäbe es nicht genug Strom. Letztlich müsste die Industrie zu den Erzeugungsanlagen ziehen- der Aufwand würde unüberschaubar. Wer gründlich über Kosten und Sinn der Idee von Agora nachdenkt, sieht schnell: Diese führt in die vollkommen falsche Richtung.