Atomkraftwerke: Deutschland zahlt für französische Versäumnisse
Frankreich hat ein Problem mit der Energieversorgung. Seit September 2016 wurden immer wieder Atomkraftwerke wegen Wartungsarbeiten vom Netz genommen. Beispiel Dezember 2016: Ausgerechnet in der Vorweihnachtszeit waren 13 der insgesamt 58 Reaktoren inaktiv. Im Januar verschärfte sich die Lage wegen der einsetzenden Kälte. Beispiel Freitag, der 19.1.: Für diesen Tag rechnete der französische Stromnetzbetreiber RTE mit einer Stromnachfrage von 95.100 Megawatt; die maximale Produktion der Kraftwerke lag jedoch bei 90.150 Megawatt.
Damit nicht genug. Ausgerechnet in dieser kritischen Phase wird in den Kraftwerken gestreikt. Auch hier zeichneten sich die Schwierigkeiten schon im letzten Jahr ab. Im Mai protestierten die französischen Gewerkschaften gegen eine geplante Arbeitsmarktreform. Einige Atommeiler waren ebenfalls von den Streiks betroffen und mussten ihre Produktion runterfahren. Die Proteste wegen der Reformen gingen diesen Januar weiter, und wieder mussten Kraftwerke ihre Leistung drosseln.
Zwar werde es „keinen Blackout geben", so Frankreichs Energie- und Umweltministerin Ségolène Royal. Jedoch wirbt die Regierung in einer groß angelegten Kampagne für radikale Stromsparmaßnahmen. Man solle nur noch auf 19 Grad heizen, warme Pullover tragen, häufiger die Lichter ausmachen et cetera. Dass in dieser Situation der Strompreis explodiert, erklärt sich von selbst.
Weil das französische Stromnetz an unser Netz gekoppelt ist, betreffen diese Probleme auch Deutschland. Der Stromexport an die Nachbarn nimmt zu und mit diesem der deutsche Strompreis. Kurzum – die Deutschen zahlen dafür, dass die Franzosen versäumt haben, ihre Kraftwerke ordentlich zu warten. Und obendrein für deren Streiklust.