Chefnotiz am Montag 22.02.2016

Dank Staat: Steigende Strompreise in Frankreich

Ganz Deutschland stöhnt über steigende Strompreise. Rund 29 Cent zahlt man hier je Kilowattstunde. Der Blick über die Grenze könnte neidisch machen. Bei den Franzosen kostet die Kilowattsunde nur 17,5 Cent. In Deutschland war das zuletzt 1998 der Fall, also lange vor der Energiewende. Immerhin: Trotz der Wende ist der deutsche Energiemarkt nicht komplett sozialistisch zersetzt. Ein ganz anderes Bild zeigt sich beim Nachbarn Frankreich.

Beispiel: Der dort größte Stromproduzent, Électricité de France (EdF) und der Atomkonzern Areva. EdF ist verantwortlich für 75 Prozent der französischen Stromproduktion und hat einen Staatsanteil von 84,5. Der Atomkonzern Areva gehört zu 100 Prozent dem Staat.

Trotzdem – oder besser deshalb – fürchten sich die Franzosen nun vor steigenden Strompreisen. Die Hinweise verdichten sich: EdF befindet sich offiziell in wirtschaftlicher Schieflage. Die niedrigen Strompreise unterschreiten die Kosten, außerdem ist der Konzern hoch verschuldet. Zusätzlich zwang der Staat den Atomkonzern, eine weitere Belastung zu übernehmen. EdF musste das Reaktorgeschäft von Areva übernehmen. Der Konzern stand nämlich kurz vor der Pleite.

Tatsächlich dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die Strompreise steigen. Den Sozialisten mag dabei eins trösten: Es wurde für etwas mehr innereuropäische Gleichheit gesorgt.