Chefnotiz am Dienstag 09.06.2015

Grünes Image? Die Charmeoffensive der Ölkonzerne

 

Höhere CO2-Preise – plötzlich sind die klassischen Ölkonzerne dafür. Zum 26. Weltgaskongress forderten sie, Abgaben auf Kohlenstoffdioxid zu erhöhen, beziehungsweise entsprechend in die Handelssysteme mit Emissionsrechten einzugreifen. Will sich die Branche selber kannibalisieren? Oder hat sie tatsächlich ihr Gewissen entdeckt?  Weder noch.

Die Ölgesellschaften haben ihren Fokus  verlagert – vom Öl aufs Gasgeschäft. Beispiel Shell: 2013 kam der Wandel. Seitdem produziert das Unternehmen mehr Gas als Öl. Oder Total: Hier kam die Wende ein Jahr später.

Wenn also die Branche die Vorteile von Gas hervorhebt – etwa, dass bei der Stromerzeugung mit Gas nur halb so viel Kohlenstoffdioxid anfällt wie bei der Erzeugung mit Kohle – ist das zwar inhaltlich richtig. Hat aber nicht zwingend mit einem Interesse an der Umwelt zu tun.

Ferner muss man bedenken: Die sechs Unternehmen, die sich auf dem Kongress besonders mit ihrem Ruf nach höheren Abgaben hervortaten, kommen aus: Großbritannien (BG, BP), Italien (ENI), den Niederlanden (Shell), Norwegen (Statoil), Frankreich (Total). Keines dieser Länder ist in der Top Ten „Ölverbrauch nach Ländern“ zu finden.  Besonders betroffen wären hingegen die USA, China und Japan, um die ersten drei Plätze dieser Liste zu nennen. Bezeichnenderweise wollten sich die amerikanischen Konzern-Chefs von Exxon und Chevron nicht zum Thema äußern.

Darüber hinaus sollte man nicht meinen, die Forderung habe mit Marktwirtschaft zu tun. Hier nutzen Konzerne die Regeln der Politik zu ihren Gunsten. Fair play? Naja. Aber immerhin ist der Anstrich grün.