Horst Seehofer gegen Energiewende?
Ohne neue Stromtrassen wird man in Bayern und Baden-Württemberg sechs Euro mehr pro Megawattstunde zahlen. Der Geschäftsführer des Netzbetreibers 50Hertz, Boris Schucht, rechnet vor: Ein durchschnittlicher Vier-Personenhaushalt müsse dann 26 Euro mehr im Jahr zahlen. Industriebetriebe hätten mit Aufschlägen von bis zu 10 Prozent zu rechnen. Auf lange Sicht wären Preisunterschiede von bis zu 30 Prozent zwischen Nord- und Süddeutschland möglich.
Die Alternativpläne der Ausbaugegner sind nämlich teuer. Die Bayern zum Beispiel wünschen einen Ausbau mit Gaskraftwerken. Besagte Kraftwerke wurden jedoch schon längst vom Ökostrom aus dem Markt gepreist. Nur mit Hilfe von Subventionen ließen sie sich weiter betreiben. Laut 50Hertz spricht der Kostenvergleich für den Netzausbau. Zahlten die Verbraucher nur die Ökostrom-Umlage, wäre die Teuerung moderat. Denn die Umlage wird im nächsten Jahr auf jetzigem Niveau bleiben. Diese liegt aktuell bei 6,17 Cent pro Kilowattstunde.
Bislang hält Bayerns Ministerpräsident Seehofer noch gegen den Ausbau. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) sagte er, „gerade kleine Leute, die eh schauen müssen, wie sie das Geld für die Miete zusammenbringen“, seien seine erste Priorität. Zudem läge sein Augenmerk auf der Sicherstellung der Versorgung, insbesondere für die industriellen Arbeitsplätze. Doch die Zahlen und Fakten entkräften all seine Argumente. Besagte „kleine Leute“ zahlen ohne neue Netze mehr. Da die Bundesregierung keinerlei Bereitschaft zeigt, Gaskraftwerke zu alimentieren, wäre ohne Netzausbau auch die Versorgungssicherheit gefährdet. Und dass eine Erhöhung der Strompreise industrielle Arbeitsplätze gefährdet, dürfte wohl jedem klar sein.
Horst Seehofer muss sich die Frage gefallen lassen: Ist er für oder gegen die Energiewende? Eine halbe Wende gibt es jedenfalls nicht. Zu seiner Entlastung wäre nur anzubringen, dass die Bundesregierung die Energiewende ebenfalls nicht bis zum Ende durchdacht hat.