Kosten steigen weiter – Leitstudie „Integrierte Energiewende“
Die neuste Leitstudie „Integrierte Energiewende“ der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena) erzeugt gerade große Aufmerksamkeit. Das Fazit der Studie in Kürze: die Kosten der Wende werden steigen. Das mag nicht überraschen, schließlich ist das Ziel der Bundesregierung hoch gesteckt – bis 2050 sollen die Treibhausgasemissionen um 80 Prozent gegenüber 1990 sinken. Dabei hakt es an allen Stellen: Der Netzausbau geht nicht voran, die Verkehrswende will nicht gelingen und es gibt nach wie vor keinen Stromspeicher.
Vor allen Dingen der fehlende Stromspeicher führt zu weitreichenden Problemen. Solange es keinen gibt, ist der Umstieg auf 100 Prozent Erneuerbare unmöglich. Denn Wind und Sonne produzieren nicht nach Wunsch, sondern nach Wetterlage. Das führt nicht nur zu Engpässen in der Versorgung, sondern bedingt auch, dass andere – im Zweifel fossile Energieträger – diese Lücken überbrücken müssen. Zudem werden herkömmliche Kraftwerke benötigt, um das Stromnetz zu stabilisieren. Nur so kann die erforderliche Netzspannung von 50 Hertz gehalten werden. Mit den Erneuerbaren allein wäre das aufgrund der schwankenden Erzeugungsmengen nicht zu schaffen. Aus ideologischen Gründen kommen im Prinzip nur Gaskraftwerke als Lückenfüller in Frage. Doch leider sind Gaskraftwerke die mit Abstand teuerste Variante, was sich mit Blick auf die Merit Order erklärt.
Hintergrund: Die „Merit Order“ beschreibt, wann die verschiedenen Kraftwerkstypen unter wettbewerblichen Bedingungen zum Einsatz kommen. Die Reihenfolge orientiert sich an den variablen Kosten, also den arbeitsabhängigen Kosten, wie zum Beispiel der Höhe des Brennstoffeinsatzes. Angefangen mit den niedrigsten variablen Kosten entsteht diese Reihenfolge: 1. Wasserkraft, 2. Kernenergie, 3. Braunkohle, 4. Steinkohle, 5. GuD (Gas-und-Dampfturbinen-Kraftwerk) 6. Gas und Öl.
Es zeigt sich: Gaskraftwerke sind ein Kostenfaktor, den man nicht unterschätzen darf. So liegen die Stromgestehungskosten von Strom aus Gas bei 7 bis 12 Cent je Kilowattstunde, die von Kernenergie hingegen bei zwischen 1,8 – 2,3 Cent je Kilowattstunde. Wenn nun die dena in ihrer Leitstudie schreibt, die Energiewende sei zu stark auf spezielle Technologien ausgerichtet, dann ist dieser Vorwurf mehr als nur zutreffend. Hoffnung auf Änderung muss man sich aber nicht machen – die Regierung Merkel ist schließlich bekannt dafür, einmal beschlossene Entscheidungen für „alternativlos“ zu halten.