Chefnotiz am Montag 04.07.2016

Neues aus Berlin: Aktien ethisch, Kosten egal

Das Land Berlin will Aktien-Papiere konventioneller Energieversorger abstoßen und ethisch korrekt anlegen. So hat es das Abgeordneten-Haus einstimmig beschlossen.

Insgesamt 750 Millionen Euro an Versorgungsrücklagen stehen für Renten und Pensionen von Beamten und städtischen Angestellten bereit. 10 Prozent davon waren bislang in Aktien angelegt. Dieses Portfolio soll nun umstrukturiert werden. Unter den Papieren befanden sich nämlich die solcher Unternehmen, welche mit Atomkraft, fossilen Energien und Kriegswaffen ihr Geld verdienen. 

Auch beim Rückzug aus der Energiebranche geht es natürlich um Geld.  Investitionen in klassische Erzeuger werden künftig deutlich riskanter. Bekanntermaßen macht es die Energiewende diesen Unternehmen  schwer –  Ökostrom drängt Kohle- und Atomstrom aus dem Markt. 

Die Entscheidung der Abgeordneten wird die Lage weiter verschlechtern. Beispiel RWE, in das Berlin unter anderem investiert hatte: Wie alle großen Erzeuger hat RWE zu kämpfen. Im Prinzip bleiben nur zwei Möglichkeiten, die Lage abzufedern – Abbau  von Arbeitsplätzen und Erhöhung der Strompreise. Ersteres betrifft viele, Letzteres alle Deutschen. 

Berlin schert das nicht. Dort macht man sich lieber Gedanken, wie sich ein neuer Aktienindex entwickeln lässt. Denn noch gebe es keinen Index, der den ethischen Kriterien des Parlaments genüge, heißt es. Immerhin – so würde Berlin eine Vorreiterrolle einnehmen können. Fragt sich nur, in welche Richtung der Ritt geht.