Ölpreis sinkt dramatisch – droht eine Wirtschaftskrise?
Der Ölpreis befindet sich im freien Fall. Noch im letzten Sommer erzielte die amerikanische Rohölsorte WTI über 60 US-Dollar je Barrel – diesen Januar sank der Preis unter 30 Dollar.
Überkapazitäten auf dem Markt und China, das sind – verkürzt – die Ursachen. Die gewaltigen Fördermengen der USA haben den Ölmarkt förmlich überschwemmt. Und auf der anderen Seite bricht die Nachfrage wegen Chinas schlechter Konjunktur ein. Das neue Jahr hat kaum begonnen, schon ist der chinesische Aktienmarkt gleich zwei Mal eingebrochen. Die Verluste waren derart drastisch, dass sich die Regierung gezwungen sah, den Aktienhandel auszusetzen. Eigentlich mit dem Ziel, den Kursverfall zu bremsen. Dieser sank trotzdem weiter, nicht nur in China, sondern weltweit. Der DAX etwa verlor in der ersten Woche von 2016 so viel, wie er im gesamten letzten Jahr dazugewonnen hatte.
Natürlich erwartet man da weiter fallende Preise – 20 Dollar je Barrel lautet eine Prognose der Investmentbank Goldmann Sachs. Ein weiteres Indiz: Die Weltbank hat gerade ihre Prognose für das Weltwirtschaftswachstum von 3,3 auf 2,9 gesenkt.
Über all dem Pessimismus darf man den positiven Aspekt nicht vergessen. Die gute Nachricht ist, dass deshalb keine Weltwirtschaftskrise wie 2007 droht. Diese wurde durch den Preisverfall us-amerikanischer Häuser – assets im Wirtschaftsdeutschen – ausgelöst. Öl hingegen ist ein typisches Handelsgut – in Fachkreisen commodity genannt. Anders als beim Preisverfall von assets sind die Folgen nicht so dramatisch. Anders als im Geschäft mit assets gibt es bei commodities nicht nur Verlierer, sondern auch Gewinner. So wirkt sich der niedrige Ölpreis in klassischen Industrienationen wie ein Konjunkturprogramm aus.