Chefnotiz am Montag 18.04.2016

Paradox? USA kippen Exportverbot – Ölimport steigt

40 Jahre Exportverbot für Öl – dieses Relikt aus der Ölkrise haben die USA im letzten Jahr gekippt. Überraschenderweise hat das nicht zu einem Anstieg der Exporte geführt. Stattdessen hat sich der Ölimport erhöht. Diesen März lag der Import um 9,8 Prozent höher als im selben Monat des letzten Jahres. Zur gleichen Zeit sank die Inlandsproduktion um 600.000 Barrel am Tag.

Wie erklärt sich das Phänomen? Dazu muss man wissen: In den Vereinigten Staaten spielen Raffinerien eine entscheidende Marktrolle. Pro Tag verarbeiten sie doppelt so viel Öl, wie im Land gefördert wird. Für die Raffinerien zählt beim Einkauf nur der Preis. Dabei gilt die Faustregel: Inländisches Öl muss zwischen 3-5 Dollar unter dem Preis vom ausländischen Öl liegen.

Grund dafür wiederum ist, dass die Standorte der Shale-Gas-Produzenten ungünstig gelegen, die Transportkosten also hoch sind. Zwischen 2011 und 2014 war das kein Problem. In dieser Zeit lag die amerikanische Rohölsorte WTI im Schnitt um 12, 60 Dollar unter dem Preis von vergleichbaren ausländischen Sorten. Doch zum ersten Mal seit sechs Jahren kostet WTI jetzt mehr. Ergo kaufen die Raffinieren deutlich weniger amerikanisches Öl.

Auf der Gewinnerseite stehen Länder wie Nigeria, Mexiko und Venezuela. Es ist davon auszugehen, dass der Zustand noch eine Weile anhält. Denn die Ölproduzenten können auf steigende Preise setzen – derzeit liegen die Futures um 3.50 Dollar höher als die aktuellen Preise. Die Wartezeit dürfte auch entspannt verlaufen, da die Lagerkapazitäten deutlich aufgestockt wurden. Im letzten September lagen sie um 50 Millionen Barrel höher als zwei Jahre zuvor.