Chefnotiz am Donnerstag 12.10.2017

Risiko für Banken

Mit der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens 2015 fiel der Entschluss, die weltweite Energiewende einzuläuten. Der Öl- und Gasindustrie stehen nun schlechte Zeiten bevor. Denn der Verbrauch fossiler Rohstoffe muss drastisch gesenkt werden, will man die Erderwärmung auf unter 2 °C begrenzen – so jedenfalls die landläufige Meinung. Eine der Folgen: Zwei Drittel aller Öl- und Gasreserven bleiben unangetastet. Daher werden nicht nur die Geschäfte der Konzerne fortan schlechter laufen, auch sind deren Bilanzen bedroht. So dürften allein die Ölkonzerne mehr als die Hälfte der globalen Reserven als Aktivposten führen, schätzt der World Wide Fund For Nature (WWF). Werden diese Reserven nicht ausgebeutet, sind sie de facto wertlos. Die logische Folge davon ist, dass die Bewertung der Konzerne drastisch sinkt. 

Das ist nicht das Ende Kausalkette. Bankinstitute, welche mit Öl- und Gaskonzernen zusammenarbeiten, werden diesen Werteverlust ebenfalls zu spüren bekommen. Schließlich sind die Bilanzen der Banken auf ihre Kunden ausgerichtet: Auf der Aktivseite stehen Kredite, welche mit entsprechenden Sicherheiten ihrer Kreditnehmer hinterlegt sind. Auf der Passivseite stehen die Verbindlichkeiten der Bank wie etwa die Guthaben von Konten. 

Wenn die Konzerne künftig weniger wert sind, bedroht das also nicht nur die Aktiva, sondern auch die Passiva der Bankbilanzen. Die Aktivseite, weil die Kredite nicht mehr entsprechend mit Sicherheiten in Form von Öl- und Gasreserven hinterlegt sind. Und die Passivseite, weil die Guthaben der betroffenen Firmen aufgrund des schrumpfenden Geschäfts abnehmen werden. 

Diese missliche Lage kann im schlimmsten Fall andere Bankkunden in Mitleidenschaft ziehen, selbst den ganz normalen Bürger. Sogar Länder, welche das Pariser Abkommen nicht unterschrieben haben, könnten darunter leiden – dass Bankkrisen wie eine Pandemie wirken, ist schließlich bekannt.  Ob sich die verantwortlichen Unterzeichner dieser Tragweite bewusst waren, darf bezweifelt werden. Dabei hätte man darauf kommen können – ist die staatliche Interventionsspirale einmal in Gang, nimmt sie kein Ende.