Chefnotiz am Mittwoch 10.05.2017

Sinnvoll? Deutsch-österreichische Stromhandelszone wird getrennt

Die deutsch-österreichische Stromhandelszone wird von der Bundesnetzagentur aufgeteilt – das scheint sicher.  Am deutschen Börsenhandelsplatz für Strom und Gas, der EEX (European Energy Exchange), schafft man bereits Fakten. Seit dem 25.04.2017 werden dort rein deutsche Stromfutures gehandelt. Ob das eine gute Idee ist? 

Kommt auf den Standpunkt an. Eigentlich funktioniert die deutsch-österreichische Kooperation gut. Eingeführt wurde sie 2001 und seitdem hat sich eine hochliquide Preiszone entwickelt. Jedoch mit einem Manko: Österreich verkauft Deutschland zu Ramschpreisen seinen eigenen, teuer fabrizierten Ökostrom. Das geht wie folgt: Aus rein physikalischen Gründen fließt bei hohem Wind- oder Sonnenaufkommen überschüssiger deutscher Strom Richtung Tschechien, Polen und Österreich. Von dort kommt er wieder zu uns. Allerdings nicht aus physikalischen Gründen, sondern aus geschäftlichen, heißt: Deutschland muss seinen ohnehin hochsubventionierten Strom  von Österreich zurückkaufen. Das ist sicherlich nicht im Sinne des Erfinders. Doch ist die Trennung der beiden Märkte nur vorgeblich eine Lösung. Wie immer, wenn man Planwirtschaft mit Planwirtschaft begegnen will, ergeben sich neue Probleme. 

Timo Schulz und Dr.Dr. Tobias Paulun von der EEX äußern treffend Kritik gegenüber dem Energiefachverband der deutschen Industrie (VIK). Die Trennung verursache „negative Effekte durch  geringere Liquidität“.  Eine  „Konzentration von Marktmacht in den neu geschaffenen Preiszonen sowie erhebliche Transaktionskosten“ gehören ebenso zu den Auswirkungen.  Zwar würden die Redispatch-Kosten gesenkt, dafür entstünden Kosten durch die Bewirtschaftung der neuen Preiszonengrenze – bis zu 100 Millionen Euro jährlich, so Schulz und Paulun.                                                                                                    Die ersten Auswirkungen sind bereits spürbar. Durch die abnehmende Liquidität entsteht eine höhere Volatilität der Preise. Die wiederum führt zu abnehmender Sicherheit für die Markteilnehmer. Diese Unsicherheit preisen die  Händler mit ein. Konkret ablesbar ist das an den Future-Preisen im Vergleich zum OTC-Preisen für physische Lieferung. Die Futures liegen deutlich über den OTC-Produkten. Natürlich lässt sich die Lage noch nicht abschließend beurteilen, dafür ist es zu früh. Aber es scheint, als würde die Trennung der Märkte den Markt für Futures lahmlegen.