Teuer aber unaufhaltbar – Rifkin über den Siegeszug der Erneuerbaren
Wer der dezentralen Energieversorgung und den Erneuerbaren eine Zukunft vorhersagt, hat im Zweifel Recht. Selbst, wenn er ein Linker ist. So wie Jeremy Rifkin, der den Begriff „dritte industrielle Revolution“ geprägt hat.
Ein Blick in unser Land zeigt: Die Energiewende ist da, und das Endspiel zentraler Energieversorger wie RWE und E.ON hat längst begonnen. Damit steht Deutschland nicht allein. Gerade noch verkündete Brasiliens Präsidentin Rousseff den Ausstieg aus fossilen Energieträgern.
Zurück zu Rifkin: Der amerikanische Soziologe, Ökonom und Publizist teilt seine „dritte Revolution“ in zwei Phasen auf. Die erste Phase ist geprägt durch den Vormarsch des Internets. Die zweite durch eine radikale weltweite Energiewende. „Jeder produziert seine eigene Energie. Jedes Haus wird zum Mikrokraftwerk, mit Solar- und Windenergie, die gespeichert und online vertrieben wird.“, so Rifkin gegenüber der Tageszeitung Handelsblatt.
Die Energieversorgung werde also eine Entwicklung durchlaufen, wie zuletzt die Versorgung mit Informationen. Diese stehen dank Internet jedem kostenlos zur Verfügung. Angewandt auf die Energieerzeugung heißt das: Haben sich alle Erzeuger miteinander verbunden, werden die Grenzkosten zusätzlicher Energie gegen Null gehen. Dann gibt es Energie nicht nur im Überfluss, sondern auch nahezu kostenlos.
Soweit zum Kern der These. Natürlich schmückt Rifkin diese mit anderen Prognosen aus. Viele davon scheinen unrealistisch. Einiges beschönigt er. Zum Beispiel, die Kosten, die bis dahin anfallen. Oder dass zunächst nur die Industrienationen davon profitieren, während die weniger entwickelten Länder warten müssen.
Jedoch gibt Rifkin selber zu: Wer will, das sich eine Idee verfängt, braucht ein „Narrativ“, also eine Geschichte. Man sollte sich da nicht die Sicht vernebeln lassen. Ebenso nicht von Gegenbewegungen wie in den USA, wo unkonventionelles Öl und Gas boomen. Oder Japan, das seine Atomkraftwerke wieder angeschaltet hat. Die Zukunft sieht eben anders aus.