Chefnotiz am Freitag 28.07.2017

Trump drängt Russland aus Gasmarkt – gut für uns?

Die USA wollen Öl- und Gasprojekte sanktionieren, an denen Russland beteiligt ist. Nur für US-amerikanische Konzerne ist eine Ausnahmeklausel vorgesehen. Ein entsprechender Entwurf  wurde im Juni gebilligt und soll nun zum Gesetz werden. 

Der so genannte „Countering Russian Influence in Europe and Eurasia Act ”stößt hier aber nicht auf Begeisterung. Denn die Sanktionierungen beträfen auch Deutschland. So etwa das Projekt „North Stream 2“, eine Pipeline, welche ab 2019 direkten Zugang zu russischem Gas bieten soll. Daran beteiligt ist unter anderem der deutsche Erdöl- und Erdgasproduzent Wintershall, eine Tochtergesellschaft der BASF. Außerdem Uniper, also die Abspaltung des Energiekonzerns E.ON, in welcher die konventionelle Energieerzeugung gebündelt ist. Beide zeigen sich empört, ebenso wie sich die deutsche Politik entrüstet. Das Gesetz wäre ein Angriff auf  unseren Wirtschaftsstandort, heißt von dieser Seite. Und: Die USA wollten mit ihrem Flüssiggas (LNG) die Russen aus dem Markt drängen. 

Das stimmt natürlich, jedoch ist die Empörung ein wenig scheinheilig. So wenig, wie man Trumps wirtschaftlichen Protektionismus begrüßen kann, so wenig sollte man seine eigenen Worte vergessen. Die politischen Stimmen klangen während der Ukraine-Krise 2014 jedenfalls noch ganz anders. Vor drei Jahren ging die Furcht vor einer übermäßigen Abhängigkeit von russischem Gas um. Zu Recht, mit 36 Prozent ist Russland Deutschlands wichtigster Gaslieferant. Damals wurde der Ruf nach mehr Diversifizierung in der Energieversorgung laut. 

Wie kann man sich nun darüber beschweren, dass die USA die Welt mit mehr Flüssiggas beliefern wollen? Das Ziel, unsere Energiequellen zu diversifizieren, wäre damit schließlich erreicht. Darüber hinaus sind Amerikaner in der Regel die zuverlässigeren Handelspartner, auch unter Trump. Dieser hält seine Versprechen, oder versucht es zumindest. Daran unterscheidet er sich angenehm von seinen europäischen Kollegen.