Chefnotiz am Montag 11.01.2016

Unterwasser-Ballons als Energiespeicher

„Stromspeicher verzweifelt gesucht“ könnte der Untertitel der Energiewende lauten. Auf der ganzen Welt wird nach Lösungen gesucht. So auch In Kanada. Am Lake Ontario haben Ingenieure des Unternehmens Hydrostor gerade ein Pilotprojekt gestartet. Sie testen, ob Unterwasser-Ballons als Energiespeicher tauglich sind. Damit soll überschüssige Energie aus Windparks gespeichert werden.

In ungefähr 60 Meter Tiefe, circa 2,5 Kilometer vom Seeufer entfernt, werden sechs Ballons aus Nylongewebe am Grund des Sees befestigt. Sie erstrecken sich über eine Länge von 3 Kilometern und sind mit einer Kompressorstation an Land verbunden. Weht viel Wind, werden die Kompressoren aktiviert und füllen die Ballons mit Luft. Weil diese unter dem hohen Druck des Wassers stehen, lässt sich die Luft besonders stark verdichten. Wenn zu einem späteren Zeitpunkt weniger Wind weht, lässt man die Luft aus den Ballons entweichen. Sie wird dann durch Generatoren geleitet, die Strom erzeugen.

Bei dem Pilotprojekt will man vor allen Dingen prüfen, wie sehr sich die Verluste bei der Energieumwandlung reduzieren lassen. Ein wichtiger Schritt wurde jedenfalls schon getan: Die Ingenieure haben einen Wärmetauscher eingebaut, der die Wärme verwertbar macht, welche bei der Luftverdichtung entsteht. Der entscheidende Vorteil gegenüber anderen Speichern wie etwa der Lithium-Ionen-Batterie: Das Hydrostor-System ist ungefähr nur halb so teuer – und das bei doppelt so langem Lebenszyklus. Außerdem ist es umweltfreundlich, flexibel und stabil in der Erzeugung.

Die Forscher liegen damit im Trend. Auch an anderen Orten der Welt werden derartige Projekte getestet. Zum Beispiel vom britischen Unternehmen Thin Red Line. Oder in den USA. Dort, am Massachusetts Institute of Technology, wurde 2014 ein Konzept vorgeführt, das auf hohlen Betonkugeln statt auf Ballons basiert.