Chefnotiz am Mittwoch 31.08.2016

Zufall oder Manipulation? Gasspeicher voller als gedacht

Europas Gasspeicher sind deutlich besser gefüllt als angenommen. Deutschland zum Beispiel: Der Füllstand betrug offiziell 60 Prozent. In der zweiten Augustwoche waren es plötzlich 83 Prozent. Noch auffälliger England: Bis zur besagten Augustwoche waren die Speicher zu 30 Prozent gefüllt, jetzt sollen es 92,4 Prozent sein.

Wegen der vermeintlich niedrigen Füllstände haben sich die Händler mit Gas eingedeckt. Die logische Konsequenz war ein Anstieg der Preise. Auffällig: In den drei Wochen nach der Füllstand- Korrektur fielen die Preise um über 22 Prozent.

Wie kann es zu solchen Verwerfungen kommen? Dazu muss man sich die Verantwortlichen ansehen. Das ist zum einen die Transparenzplattform Gas Infrastructure Europe (GIE). Die GIE gibt eine Umstellung der Mengenangaben – nämlich von Kubikmeter auf Terawattstunden – als Ursache für die veränderten Füllstände an.

Doch letztlich sind es die Betreiber der Gasspeicher, von denen die GIE ihre Daten erhält. In Deutschland heißen die größten Gasspeicherbetreiber Wingas, RWE und E.ON. Dass alle drei Interesse an hohen Gaspreisen haben, ist selbstverständlich. Ein Schelm, wer Böses denkt.