Zusätzliche Gasreserve? Wenn, dann bitte günstig
Eine Notreserve für einen Extremfall – Deutschland solle seine Gasversorgung zusätzlich absichern. Dieser Vorschlag kam vergangene Woche vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Ein extrem kalter Winter, der mit dem Ausfallen einer „wichtigen Infrastruktur“ zusammenfällt, könne sonst die Gasversorgung gefährden. Die empfohlene Größenordnung: 2,1 Milliarden Kubikmeter, das entspricht ungefähr 23 Terawattstunden an Strom. Damit ließe sich ein Zeitraum von sieben Tagen überbrücken. Der BDEW betont, das System sei marktwirtschaftlich orientiert, kosteneffizient und sehr flexibel.
Konkret sieht das Verfahren so aus: Zunächst wird der tatsächliche Bedarf anhand bestimmter Kennzahlen ermittelt – etwa der Minimalfüllbestände der letzten Jahre im Monat Februar. Dann wird mittels Ausschreibung der günstigste Anbieter ermittelt. Reicht diese Maßnahme nicht aus, können Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) – zeitlich und mengenmäßig begrenzt – Erdgas-Speicherkapazitäten unter Vertrag nehmen. Die Kosten für diese Notreserve werden auf jährlich 140-190 Millionen Euro geschätzt, die Finanzierung soll über die Netzentgelte erfolgen.
Es mag sein, dass das Verfahren „kosteneffizient“ und „flexibel“ ist. Doch „marktwirtschaftlich“ ist die Finanzierung über Netzentgelte gewiss nicht. Zudem wird der Vorschlag nicht den neuesten Entwicklungen gerecht – Stichwort „LNG“, also Flüssiggas. In Brunsbüttel soll demnächst ein Umschlagplatz für verflüssigtes Erdgas entstehen. Mit dem Gas aus Brunsbüttel ließe sich ebenfalls eine Notversorgung einrichten. Nicht nur kosteneffizienter und flexibler. Vor allen Dingen stünde dieser Variante die Bezeichnung „marktwirtschaftlich“ wirklich zu.